Welche Baustoffe werden von Schimmelpilzen befallen? | Schimmelpilze auf verschiedenen Baumaterialien |
Schimmelpilze besitzen einen sehr komplexen und anpassungsfähigen Stoffwechsel, der es ihnen erlaubt die unterschiedlichsten Nährböden und Substrate zu nutzen und zu besiedeln. Dabei kann auch eine dünne Staubschicht auf einem Material zunächst als Nährboden ausreichen. Der eigentliche Baustoff wird dann erst in der Folge besiedelt oder vom Pilzgeflecht durchdrungen. So finden sich bei den Baustoffen eine Fülle von Materialien, welche von Schimmelpilzen besiedelt werden können. Grundvoraussetzung ist dabei immer eine ausreichende Feuchte im besiedelten Material, da die Schimmelpilze wie alle Mikroorganismen meist eine geringere Toleranz gegen Trockenheit aufweisen. Jedoch auch hier gibt es eine weite Schwankungsbreite. Einige Arten sind speziell an verhältnismäßig trockene Substrate angepasst, wohingegen andere nur sehr feuchte Nährböden besiedeln können. Dieses Prinzip findet sich auch bei Lebensmittelverderbern, die meist nur ein bestimmtes Lebensmittel oder eine Lebensmittelgruppe besiedeln. Dieser Umstand schränkt das Spektrum der vorkommenden Arten bei einem mikrobiellen Befall von Bausubstanz je nach Feuchtegrad ein. Es kommt auch oft zu einer charakteristischen Abfolge von Schimmelpilzarten, da nach einem einmaligen Feuchteschaden mit der langsamen Trocknung der Bausubstanz auch andere Arten gefördert bzw. in ihrem Wachstum gehemmt werden. Somit können die vorgefundenen Arten einen Hinweis darauf geben wie alt ein mikrobieller Schaden ist. Außerdem kann eingeschätzt werden, ob der Feuchteschaden auf einem einzelnen Ereignis beruht oder ob ständig Feuchte nachsickert. Ein klassisches Beispiel ist das Vorkommen von Chaetomium sp. auf frischen Bauschäden mit hohem Feuchtegehalt z. B. nach einem Rohrbruch. Chaetomium sp. wachsen sehr schnell und raumgreifend und können das feuchte Baumaterial sehr schnell besiedeln. Weiterhin kommen bei einem frischen Feuchteschaden Vertreter der Gattung Cladosporium in Frage, da sie in der Außenluft am häufigsten vorkommen und somit meist die ersten Pilzarten vor Ort sind. Im Gegensatz dazu spricht ein Vorkommen von Aspergillus restrictus oder Aspergillus penicilloides für einen älteren Befall, welcher bereits langsam abtrocknet und nur noch eine geringere Feuchte bietet. Diese Aspergillusarten können sich erst nach einem längeren Zeitraum durchsetzen, da sie langsamer wachsen, aber geringere Feuchte tolerieren. Aus diesem Grund kommt der Identifizierung von Schimmelpilzen bei einem mikrobiellen Befall, vor allem wenn er nur verdeckt auftritt, eine entscheidende Bedeutung zu. Auf diesem Wege kann, neben der reinen physikalischen Messung der Feuchte, das Ausmaß und die Dauer eines Feuchteschadens eingeschätzt werden. Damit können Hinweise gefunden werden, wie lange die Bewohner eines befallenen Gebäudes den Schimmelpilzen ausgesetzt waren. Des weiteren treten bei mikrobiellen Schäden im Innenraum sowohl gesundheitsgefährliche Arten als auch solche Schimmelpilze auf, die "nur" einen wirtschaftlichen Schaden am Gebäude bewirken. Beide Gruppen von Schimmelpilzen sind in einem Gebäude nicht zu tolerieren. Aber nach ihrem Vorkommen kann sich der Zeitplan und das Vorgehen bei einer Sanierung richten. Die Identifizierung der Schimmelpilzgattungen und -arten, kann dabei nur von Fachleuten im Labor vorgenommen werden, da ohne Kenntnis der humanpathogenen Vertreter und entsprechender Schutzmaßnahmen eine erhebliche gesundheitliche Gefährdung für Personen auftreten kann. Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick, welche Baustoffe von verschiedenen Schimmelpilzen besiedelt werden können (nach Sedlbauer, 2001): |